Festliche Klänge und eine Hymne des „King of Pop“
Blasmusik begeistert beim Weihnachtskonzert auch als Big-Band mit Swing und Soul / Gelungenes Debüt des Nachwuchses
WEISMAIN – Mehr als nur eine Einstimmung auf das Fest war das Weihnachtskonzert der Blasmusik am vierten Adventssonntag. Die Haupt- und Jugendkapelle präsentierten in der sehr gut gefüllten Sankt-Martins-Kirche sowohl weihnachtliche Klänge, als auch in den Kontext passende Melodien, und bot den begeisterten Zuhörern so einen Querschnitt ihres Könnens.
Den Anfang machten die Nachwuchsmusiker. Nach der von ihr umrahmten Adventsfeier von Musikverein und Kolpingfamilie war es erst der zweite Auftritt der neu formierten Kapelle in der Öffentlichkeit. Nach dem Weihnachtskonzert im vergangenen Jahr war nämlich ein Großteil der damaligen Bläserjugend in die Hauptkapelle integriert und ein Neuaufbau mit Instrumentalisten vorangetrieben worden, die bis dahin nur Einzelproben hatten.
Als unbegründet erwies sich am Sonntag die Bitte, aufgrund der Nervosität der Jungmusiker bei Fehlern Nachsicht walten zu lassen: Die 13 Akteure feierten – unterstützt von drei etablierten Musikern und dirigiert von Marion Müller-Eitzenberger – eine gelungene Konzert-Premiere. Sie boten mit dem abwechslungsreichen „Indian River“ von Kees Vlak einen Einblick in die Welt der Indianer und mit „Clarinet Christmas“ (Arrangement: Robert W. Smith) ein aus Stücken wie „Up on the housetop“, „Little Drummer Boy“ und „Jingle Bells“ bestehendes englisches Weihnachtslieder-Potpourri.
Zeit füreinander finden
Zuvor hatte Blasmusik-Vorsitzender Ludwig Eitzenberger die Zuhörer begrüßt und eine besinnliche Stunde abseits der bedauerlicherweise in der Vorweihnachtszeit üblichen Hektik versprochen. In seiner Ansprache bezog sich Stadtpfarrer Sebastian Palapparampil auf den zu Weihnachten oft geäußerten Wunsch nach Frieden, Geborgenheit und Ruhe im Kreise der Familie. Um dies zu erreichen, sei „Vorarbeit“ nötig – und dies nicht nur im Advent: Das ganze Jahr über sei es wichtig, miteinander zu sprechen und Zeit füreinander zu finden. Nur so könnten Spannungen abgebaut werden, die es zwischen Menschen nun einmal gebe. Blasmusik-Mitglied Norbert Müller berichtete von der Wüste, die deshalb weint, weil sie kein blühender Garten ist. Auch der Advent erwecke in jedem von uns die Sehnsucht nach einem solchen „blühenden Garten“ – also eine Welt ohne Terror und Gewalt, ohne Hass und Feindseligkeiten.
Den zweiten Teil des Konzerts bestritt die Hauptkapelle, die im Wechsel von Marion Müller-Eitzenberger, Klaus Eitzenberger und Gerhard Mager geleitet wurde, und bei deren Stückauswahl viel Wert auf Abwechslung gelegt wurde. Genau genommen spielten die Musiker nämlich nur zwei weihnachtliche Stücke: „Nun komm, der Heiden Heiland“ (Jacob de Haan) beeindruckte nach dem voluminösen und von Pauken begleiteten Einstieg durch den Wechsel zwischen Holz- und Blechbläsern und dem Einsatz der Röhrenglocke im getragenen Mittelteil. Jedem Zuhörer bekannt waren die Stücke des Weihnachtslieder-Medleys „Happy Christmas“ (Arrangement: Manfred Schneider), wobei „Vom Himmel hoch“, „Leise rieselt der Schnee“, „Kommet ihr Hirten“, „Little Drummer Boy“, „Kling Glöckchen“ und „Jingle Bells“ ihren Reiz vor allem aus dezenten Details wie Schellenkranz und Glockenspiel bezogen.
Die weiteren Lieder hatten auf den ersten Blick wenig mit Weihnachten zu tun – auf den zweiten aber durchaus eine Berechtigung im Programm: Zwar nicht ganz zurück in die Zeit der Geburt Christi, aber immerhin 1500 Jahre in die Vergangenheit entführte das wohl anspruchsvollste und facettenreichste Stück des Nachmittags, „King Arthur“ aus der Feder von Siegmund Andraschek, das Publikum. Mit vielen Lautstärke- und Tempowechseln bildeten die majestätischen Klänge Episoden aus der britischen Sagenwelt ab.
Dass die Weismainer Blasmusik auch als Big Band überzeugt, stellte sie mit Swing- bzw. Soul-Stücken unter Beweis. Angetrieben vom Schlagzeug nahm sie die Zuhörer mit auf die Weiten der Weltmeere („Beyond the sea“, vor allem bekannt durch die Interpretationen von Bobby Darin und Robbie Williams), der ruhige Beginn von „I will follow him“ (aus dem Film „Sister Act“) hätte sogar als besinnliches Weihnachtslied durchgehen können, wenn die Fortsetzung nicht so gut gelaunt gewesen wäre. Mit dem einfühlsam vorgetragenen „Heal the world“ erwies die Hauptkapelle nicht nur dem verstorbenen „King of Pop“ Michael Jackson die letzte Ehre, sondern hatte das Lied auch ausgewählt, weil der Text eine Botschaft erhält, die gut zum Fest passt. So heißt es übersetzt: „Heile die Welt. Mache sie zu einem besseren Ort, für dich und für mich und für die gesamte menschliche Rasse“.
Spenden für die Ausbildung
Nachdem sich Blasmusik-Geschäftsführer Hans Müller bei allen Akteuren und Dirigenten bedankt hatte, die für ihre Leistungen mit großem Beifall belohnt wurden, endete das gelungene Konzert, das mit einer Gesamtdauer von etwa 70 Minuten auch keine Probe für die Geduld des Publikums war, mit dem gemeinsam gesungenen bzw. gespielten „Macht hoch die Tür“. Die erbetenen Spenden waren für die Aus- und Weiterbildung der Jungmusiker bestimmt.